Lesbische und teilweise auch trans* Sichtbarkeit: Ingeborg Boxhammer von lesbengeschichte.org stellt euch alle Filme, Dokus etc. vor.
Die Fernsehtipps entstanden ca. Anfang 2007 als Service für Freundinnen. Inhaltsangaben und Wertungen spiegeln Ingeborgs persönliche Meinung wider – und ihren Humor … Seitdem erscheinen die Infos – in der Regel – alle zwei Wochen.
Zur besseren Einordnung gibt es im Anschluss eine subjektive Sternchenbewertung.
Sa, 20.05., ZDF 12:15 Uhr: Männer ticken, Frauen anders, D 2011, R: Rolf Silber+ (In dieser neo-liberalen Hetenkomödie geht es um die Managerin Alice [Julia Koschitz], die zufällig erfährt, dass sie gegen einen männlichen Konkurrentin ausgetauscht werden soll. Zusammen mit einer Freundin spinnt sie allerlei Intrigen, um dies zu verhindern. In einem Toilettengespräch rät ein Kollege dem anderen, sich mit einer Lesbe zu verheiraten, da eine „normale“ Ehe einen „stabilen Menschen“ signalisiere …)
Sa, 20.05., ONE 18:25 Uhr: Mother’s Day – Liebe ist kein Kinderspiel, USA 2016, R: Garry Marshall (Verschiedene, miteinander lose verwobene Episoden zentrieren sich auf romantisch-komödiantische Ereignisse am und zum Muttertag – dazu unüberhörbare rassistische Späße eines Elternpaares: Wo wollte der Stuss noch gleich witzig sein??)
Sa, 20.05., ServusTV 22:20 Uhr: Max Payne, USA/Kanada 2008, R: John Moore+ (Ein Cop [Mark Wahlberg] sucht den Mörder seiner Familie und gerät zwischendurch mal an eine bisexuelle Russin [Olga Kurylenko]. Wirre Rache-Action, mit einem Lesbenkuss garniert.)
So, 21.05., SWR/SR 10:30 Uhr: Wie Gott uns schuf: Coming Out in der katholischen Kirche, D 2022, R: Hajo Seppelt, Katharina Kühn und Marc Rosenthal, Peter Wozny (Reportage über rückständige Moral- und Familienvorstellungen bereiten queeren Menschen in christlichen Zusammenhängen mitunter die Hölle auf Erden… Mehrere Teile!)
So, 21.05., ONE 20:15 Uhr: Meine Freundin Volker, D 2022, R: Piotr J. Lewandowski (Der Inhalt liest sich ein wenig wie von „Sister Act“ geklaut: Vivian ist Star der Drag-Scene auf St. Pauli und muss vor der Mafia fliehen. Sie versteckt sich – nein, nicht in einem Kloster! – in einer Heterofamilie als Heteromann … Hm, ich weiß immer noch nicht …)
Mo, 22.05., ONE 20:15 Uhr: The Kids are all right, USA 2009, R: Lisa Cholodenko******* (Umstrittene Familienkomödie um ein Lesbenpaar [Annette Bening und Julianne Moore], deren Samenbank-Kinder den gemeinsamen Spendervater [Mark Ruffalo] ausfindig machen und mit nach Hause bringen, wo er sich schnell wohlzufühlen beginnt … Teilweise ärgerlich in der kompromissbereiten Heteromann-kriegt-zwischendurch-ne-Lesbe-Idee, mit Witzen aus den üblichen Hetenbeziehungskomödien]
Mo, 22.05., Sat1 20:15 Uhr: Ich bin dann mal weg, D 2015, R: Julia von Heinz+ (Verfilmung seines autobiografischen Bestsellers: Als der schwule Entertainer Hape Kerkeling (Devid Striesow) bei einem Bühnenauftritt einen Schwächeanfall erleidet, wählt er für seine Auszeit den Jakobsweg und bleibt währenddessen mit seiner lesbischen Agentin Dörte (Annette Frier) in Kontakt. Alles ein wenig zu lau.)
Mo, 22.05., MDR 23:10 Uhr: La belle saison – Eine Sommerliebe, Frankreich 2016, R: Catherine Corsini******** (Zu Beginn der 1970er Jahre verliebt sich die junge Landlesbe Delphine [Izïa Higelin] bei einer feministischen Aktion in der Stadt in Carole [Cécile De France], eine der Rädelsführerinnen. Als Delphines Vater stirbt, muss sie zurück auf den Hof – und Carole reist ihr nach, aber … Frauenbewegte Lesbengeschichte aus Frankreich.)
Di, 23.05., RBB 22:45 Uhr: Kroymann und das liebe Geld, D 2022 (Dem finanziellen Problem der unterschiedlichen Bevölkerungsschichten nimmt Maren Kroymann sich in der für sie typischen Weise satirisch und entlarvend an)
Mi, 24.05., BR 00:40 Uhr: The Humbling – Der letzte Akt, USA 2014, R: Barry Levinson, Roman: Philip Roth*** (Männerlastige Perspektiven und Al Pacino als labiler Simon Wexler, der mit der „eigentlich“ lesbischen Tochter von Freunden eine amour fou beginnt. Wer’s braucht …)
Fr, 26.05., ARD alpha 09:30 Uhr: Gender – Weg vom Schwarz-Weiß-Denken, D 2021, R: Claudia Schulte Langforth (Reportagereihe: Warum fällt es einigen Menschen so schwer, nicht nur von der idealisierten Zweiteilung „Mann/Frau“ wegzukommen, sondern auch die tatsächlich vorhandene Vielfalt zu akzeptieren?)
Sa, 27.05., ProSieben 04:35 Uhr früh morgens: (500) Days of Summer, USA 2009, R: Marc Webb+ (Übliche Hetenbeziehungskomödie mit Zooey Deshanel und Joseph Gordon-Levitt: Frauen, die sich nur zu 95% in ihre Rolle fügen, geraten flugs in den „Verdacht“, im Grunde ihres Herzens lesbisch zu sein …)
Sa, 27.05., SWR/SR 20:15 Uhr: Donna Leon – Acqua alta, D 2004, R: Sigi Rothemund****** (Die lesbische Archäologin Brett Lynch [Gesine Cukrowski], die Commissario Brunetti [Uwe Kockisch] in “Venezianisches Finale” kennengelernt hatte, wird brutal zusammengeschlagen, als sie vor dem Haus auf ihre Freundin Flavia Petrelli [Leslie Malton] wartet. Brunetti findet mit Petrellis Hilfe heraus, dass Lynch einem Kunstdieb auf der Spur ist … Belangloser und etwas lieblos inszenierter Krimi, in dem jedoch das lesbische Paar eine bedeutende Rolle spielt)
Sa, 27.05., RBB 22:00 Uhr: Donna Leon – Venezianisches Finale, D 2003, R: Sigi Rothemund, Krimi: Donna Leon***** (Commissario Brunetti [Uwe Kokisch] geht der Ermordung eines homophoben Dirigenten nach und verdächtigt u. a. die lesbische Opernsängerin Flavia Petrelli [Leslie Malton], die mit ihrer Agentin Brett Lynch [Gesine Cukrowski) zusammenlebt. Naja …)
Sa, 27.05., SWR/SR 00:50 Uhr nachts: Familienerbe, D 2022, R: Holger Haase**** (Nachdem ein Paar an seinem 40. Hochzeitstag ums Leben gekommen ist, müssen die Kinder und deren Anhang mit dem Erbe klarkommen. Alle haben eigene Pläne mit dem nun leer stehenden Haus, auch die non-binäre Genderwissenschaftlerin* Leo [Christina Hecke] und ihre afrodeutsche Geliebte Lissai [Ivy Quainoo])
Sa, 27.05., ZDF 02:30 Uhr nachts: Weiblich, ledig, jung, sucht …, USA 1992, R: Barbet Schroeder** (Die neue Mitbewohnerin von Allison [Bridget Fonda], Hedra [Jennifer Jason Leigh], entpuppt sich als obsessive Frau, die nach und nach von Allison und ihrem Leben Besitz ergreift. Psychothriller, der in seinen Horrorvorstellungen auf alte Frauen- und Lesbenklischees setzt)
So, 28.05., ONE 18:00 Uhr: Nirgendwo in Afrika, D 2001, R: Caroline Link, Roman: Stefanie Zweig* (Der autobiografische Roman von Stefanie Zweig erzählt die Flucht der Familie aus Oberschlesien nach Kenia. Die 12-jährige Stefanie lernte in Nairobi die als schlagfertig und resolut beschriebene Berliner Subkulturaktivistin Elsa Conrad (1887-1963) kennen, wusste jedoch nichts von ihrem lesbischen Leben. In der Verfilmung, in der Mechthild Grossmann die Rolle der Elsa Conrad spielt, ist davon auch leider nicht das Geringste erhalten geblieben. Schade – was hätte daraus für ein toller Film werden können! Siehe zur Verbindung Zweig und Conrad Claudia Schoppmann: „‘Die weitaus interessanteste Vereinigung lesbischer Frauen Berlins’: Die Clubwirtin Elsa Conrad (1887-1963)”, Spurensuche im Regenbogenkiez: Historische Orte und schillernde Persönlichkeiten, MANEO-Kiezgeschichte vol. 2 Berlin 2018, S. 102-119.)
So, 28.05., ZDFneo 18:50 Uhr: Voll auf die Nüsse, USA 2004, R: Rawson Marshall Thurber* (Dummschwätzerhetenkomödie über Völkerball spielende große Jungs, die witzlos herumalbern – gähn …)
So, 28.05., ARDalpha 19:30 Uhr: Respekt kompakt: Identitätspolitik – Warum wird darüber gestritten?, D 2021, R: Christina Wolf (Das Magazin geht der Geschichte des Begriffs, der ins Jahr 1977 zurückreicht, und seiner Bedeutung nach, denn u. a. wurde er mit „Black Lives Matter“ wieder in die Diskussion gebracht. Anhand mehrerer Beispiele wird das Für und Wider von (kollektiver) Identität vorgestellt und diskutiert.)
So, 28.05., SIXX 20:15 Uhr: E-M@il für dich, USA 1998, R: Nora Ephron+ (Nora Ephron (1941–2012) nahm den Plot von Lubitsch’ „Rendezvous nach Ladenschluß“ (1940) und verlegte ihn als kompliziert-naive Liebesgeschichte zwischen Buchhändlerin Kathleen [Meg Ryan] und Konzernchef Joe [Tom Hanks] in die späten Neunziger. Joe erzählt, dass die Frau seines Vaters mit dem Kindermädchen durchgebrannt ist)
Mo, 29.05., VOX, 14:25 Uhr: Coyote Ugly, USA 2000, R: David McNall+ („Ugly“ ist hier vor allem die ausbeuterische Story: Piper Perabo macht Karriere, indem sie halbnackt auf der Theke tanzt und von einer Kollegin wird sie mal kurz für lesbisch gehalten– verlogene Hetenkomödie)
Mo, 29.05., KiKa 20:10 Uhr: First Day – Ich bin Hannah, Australien 2020 (4-teilige Miniserie um ein 13-jähriges Trans*mädchen: In der High School präsentiert sie sich erstmals als Mädchen, 1. Folge, die weiteren Folgen an den folgenden Tagen)
Di, 30.05., ARD 21:45 Uhr: Verbotene Liebe? Queere Muslime, bedroht und beschimpft, R: Claudia Kaffanke, Eric Beres (Reportage über Hass auf queere Muslime)
Di, 30.05., 00:00 Uhr: Frühstück bei Tiffany, USA 1961, R: Blake Edwards+ (Die Romanverfilmung nach Truman Capote rückt die gerade den Kinderschuhen entwachsene Lebedame Holly Golightly [Audrey Hepburn], die sich erst am Schluss für den armen Lebemann Paul [George Peppard] entscheidet, ins Zentrum der Geschichte des US-amerikanischen Jet-Sets der vierziger Jahre. Im Roman geht Holly nach Brasilien und verschwindet aus Pauls Leben. Ihre New Yorker Zeit wird aus seiner Erinnerung geschildert und ihm berichtet sie des Öfteren von lesbischen Frauen in ihrem Umfeld; es klingt, als hätte sie auch eigene Erfahrungen gesammelt. Aber das alles hat Blake Edwards einfach ignoriert!)
Do, 01.06., SRF2 20:10 Uhr: Tammy – Voll abgefahren, USA 2014, R: Ben Falcone**** (Die frustrierte Tammy [Melissa McCarthy] macht sich mit ihrer Oma [Susan Sarandon] auf eine Reise zum Abreagieren. Nach zahlreichen Konflikten und Problemen landen sie bei der wohlhabenden Cousine Lenore [Kathy Bates] und ihrer Frau [Sandra Oh]. Klingt spaßiger, als es ist)
Fr, 02.06., MDR 00:00 Uhr: Faltenfrei, D 2021, R: Dirk Kummer** (Stella Martin [Adele Neuhauser], unleidlicher Top-Star der Kosmetikbranche, hadert verärgert mit dem Älterwerden. Nach einem Unfall kann sie plötzlich die (wenig schmeichelhaften) Gedanken ihrer Mitmenschen hören – dabei interessiert sie das zunächst gar nicht. Freilich kommt es bald anders: Stella wird „geläutert“ – und findet nicht nur im zwischenmenschlichen Umgang neue Ufer …)
++++GRUNDSÄTZLICHE INFOS++++
- Die Fernsehtipps entstanden ca. Anfang 2007 als Service für Freundinnen. Inhaltsangaben und Wertungen spiegeln meine persönliche Meinung wider – und meinen Humor …
- Zurzeit befinden sich im Fernseh-Verteiler über 130 Privatpersonen, Initiativen und Institutionen (von Dresden bis Saarbrücken; von Kiel bis Tübingen), die jeweils ihre Verteiler damit bedienen. Veröffentlichungen sollten bitte mit mir abgesprochen werden. Derzeit sind die Tipps hier nachlesbar: http://www.phenomenelle.de; www.lespress.de; https://lesbenring.de
- Die Tipps bekommt ihr in der Regel im Zwei-Wochen-Rhythmus und UNENTGELTLICH. Sehr gerne könnt ihr aber hin und wieder etwas für www.lesbengeschichte.org spenden und damit die Zukunft dieser Seiten sichern: Ingeborg Boxhammer, Stichwort „Lesbengeschichte“ Sparkasse KölnBonn IBAN: DE 6637 0501 9803 0093 3579 BIC: COLSDE33XXX.
- Bis 04:30 Uhr morgens ordne ich alle Sendungen dem Vortag zu.
- Bis auf ganz wenige Ausnahmen berücksichtige ich keine Serien und keine unmittelbaren Wiederholungen! Selten oder erstmals im TV gezeigte Produktionen kennzeichne ich mit „NEU“.
- Regelmäßig aktualisierte Listen zu lesbischer Liebe in deutschen, deutschsprachigen oder koproduzierten Spielfilmen, Dokumentationen, Reportagen und Talkshows findet ihr unter „Lesben & Film“ auf www.lesbengeschichte.org.
Der Sternchenbewertung im Spielfilmbereich liegen folgende Kategorisierungen zugrunde:
Wertung nach dem Sternchenprinzip
* * * * * * * * 8 Sterne: Lesbisches macht mehr als 90 Prozent der Handlung aus. Ohne dies würde der Plot nicht mehr funktionieren. Lesbischsein/“Anderssein“ wird hier nicht negativ bewertet.
* * * * * * * 7 Sterne: Es geht überwiegend um lesbisch handelnde Frauen. Sie erhalten selbstverständliche Dominanz innerhalb des auch anderes ausführenden Handlungsstrangs.
* * * * * * 6 Sterne: Neben der Hauptthematik ist mindestens ein dominanter Handlungsstrang mit lesbischen Frauen vorhanden und unübersehbar!
* * * * * 5 Sterne: Implizit eindeutig lesbischer Tenor, die Geschichte wirkt jedoch etwas gebremst oder dient lediglich dazu, das Thema süffisant auszuschlachten.
* * * * 4 Sterne: (Nebenrollen-)Lesben oder lesbische Affären werden sind deutlich sichtbar und über einige Sequenzen des Films präsent.
* * * 3 Sterne: Innige/intensive Freundschaft oder Hassliebe mit lesbischen Möglichkeiten oder Ansätzen, die selten verfolgt werden.
* * 2 Sterne: Es taucht mal „etwas Lesbisches“ auf, wird erwähnt oder gezeigt; mal ein Kuss, mal ein tiefer Blick oder eine eindeutige Anmache …
* 1 Stern: So wenig Lesbisches ist hier drin, dass es immer wieder zu übersehen ist!
+: (Queere) Andeutungen und/oder Zwischentöne, Trans*-Darstellungen oder sog. Hosenrollen.
© Ingeborg Boxhammer (Bonn 2005/2020)