Berlin/Heidelberg, 24.04.2020. Anlässlich des Internationalen Tags der Lesbischen Sichtbarkeit (“Lesbian Visibility Day”) am Sonntag, 26.04.2020, fordert der LesbenRing e.V. mehr Sichtbarkeit für Lesben*.

“Lesben* werden meist nicht mitgedacht, wenn die Rede von Frauen oder Homosexuellen ist”, so Vorstandsfrau Hedy Gerstung. “Die Bezeichnung ‘Homosexuelle’ bezieht sich auf schwule Männer, der Begriff ‘Frauen’ auf heterosexuelle Frauen.”, so Gerstung weiter. “Lesben* werden zwar häufig mitgemeint, so wie in der Abkürzung LSBTTIQ* (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle, Queer), doch ihre Interessen und ihre besondere Situation als mehrfachdiskriminierte Personen, also etwa als Frau und als Lesbe*, bleiben unberücksichtigt. Dies ergeht auch lesbischen Trans*-Frauen oder nicht-binären Lesben* so, sie kommen in der Regel nicht vor, werden nicht gesehen”, so Gerstung. 

Bis 2019 war das Stichwort “Lesbe” das am Meisten bei “Pornhub”, einer Videoplattform für pornografische Filme, eingegebene Suchwort. Und auch in der Rangliste der Schimpfworte steht “Lesbe” ganz weit vorne. Lesben* sind auch in Deutschland immer öfter Opfer von tätlichen Angriffen und Gewalt. 

In einer von Heteronormativität geprägten Gesellschaft haben Lesben* besondere Bedürfnisse und Anliegen. Junge Lesben* etwa benötigen Unterstützung beim Coming-out und im Moment  sind sie auch im besonderen betroffen, wenn sie angesichts der aktuellen Ausgangsbeschränkungen in gewaltvollen Familienkontexten “gefangen” sind. Auch ältere Lesben* sind in Einrichtungen der Altenhilfe praktisch unsichtbar, die eigene Partnerin wird nicht als solche anerkannt, besondere Gesundheitsaspekte nicht gesehen. 

Es gibt  so gut wie keine Berücksichtigung der medizinischen Belange von Lesben* in der Gesundheitsversorgung, und die Rechte und Absicherung von Regenbogenfamilien von denen der weitaus größte Teil Zwei-Mütter-Familien sind, ist auch drei Jahre nach der “Ehe für Alle” noch nicht diskriminierungsfrei möglich. 

In Flüchtlingsunterkünften sind Lesben* ungeschützt, innerhalb der eigenen Community diskriminiert und aufgrund der mangelnden Schutzmöglichkeiten besonders häufig von Vergewaltigungen (“corrective rape”) und Gewalt betroffen. Und nicht zuletzt sind Lesben* bei der Finanzierung von Projekten für Frauen oder LGBTIQ mitgemeint, finden aber de facto kaum Berücksichtigung.

“Der Tag der Lesbischen Sichtbarkeit möchte die Vielfalt der Lesben* zeigen und an die vielerorts noch herrschenden Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen, denen Lesben* jeden Tag ausgesetzt sind, erinnern. Hier bei uns und in anderen Ländern Europas und weltweit. Aus diesem Grund unterstützt der LesbenRing e.V. in diesem Jahr die coronabedingt überwiegend digital stattfindenden sogenannten Dyke Marches, die Demonstrationen für lesbische Sichtbarkeiten und Teilhabe am Abend vor den CSDs. Denn: “Sichtbarkeit ist und bleibt wichtig”, so Vorstandsfrau Gerstung. Gerade in diesen Zeiten. “Seid ‘out & proud’ auch online im Netz, erst recht für diejenigen, die sich verstecken müssen und sich nicht zeigen können hier und weltweit.”