Wir dokumentieren unser Schreiben hier im Wortlaut und hoffen, dass die Ablehnung der Förderung von PLUSPsychologische Lesbenund Schwulenberatung RheinNeckar zurückgenommen wird:  

Beratung von lsbttiq* Personen und Abbau diskriminierender Strukturen geht nicht nebenbei

08.12.2021

Sehr geehrte Kreisrät*innen,

am 16.11.2021 wurde die von der Verwaltung vorgeschlagene Förderung von PLUS – Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar – im Sozialausschuss abgelehnt. Diese Entscheidung beunruhigt – gerade in einer Zeit, in der Hass und Diskriminierung gegen Minderheiten wieder zunehmen.

Für uns als LesbenRing e.V. mit formalem Sitz in Heidelberg – hier haben wir uns vor nunmehr 40 Jahren gegründet – ist es immer schon ein wichtiges Anliegen, die Beratung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, transsexuellen, intergeschlechtlichen und queeren (lsbttiq) Menschen nicht nur in Großstädten, sondern auch im ländlich geprägten Raum zu ermöglichen.

Gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie wurde – wie durch ein Brennglas betrachtet – nochmals sehr deutlich, wie prekär und angespannt die Situation marginalisierter Gruppen ist, psychische Erkrankungen nehmen zu und auch tätliche Übergriffe werden wieder mehr. Somit ist es enorm wichtig, hier die Hilfs- und Unterstützungsangebote für queere Menschen nicht zur zu schaffen, sondern darüber hinaus ggf. auch auszubauen. PLUS bietet hier seit Jahren Beratung für lsbttiq* Personen in Mannheim und Heidelberg an und hat sich dort als festes und unersetzbares Angebot etabliert und sich auch über den Rhein-Neckar-Raum hinaus einen ausgezeichneten Ruf erworben und ist auch für den Rhein-Neckar-Kreis ein Garant für qualitativ hochwertige Arbeit.

Lsbttiq* Personen sind vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt. Sie sind häufiger Opfer von Gewalt. Wegen Mobbing und Ausgrenzung sind sie überdurchschnittlich häufig von psychischen Erkrankungen bis hin zum Suizid betroffen. Diskriminierungen sind strukturell in unserer Gesellschaft verankert. Darum ist es wichtig, sowohl die betroffenen Personen selbst durch Beratungsangebote zu stärken aber auch, die bestehenden diskriminierenden Strukturen vor Ort abzubauen. 

Für lsbttiq* Personen ist es nicht egal, wer ihnen in der Beratung gegenübersitzt. Queerfeindlichkeit, Diskriminierungserfahrungen und Angst vor weiterer Diskriminierung machen es ohnehin sehr schwer sich bei einer unbekannten Person zu öffnen. Noch schwieriger ist es, wenn nicht klar ist, wie die Person reagieren wird, ob sie Erfahrung mit queeren Themen hat und das Risiko besteht, dass sie am Ende nicht weiterhelfen kann. Auch für Angehörige, die bisher vielleicht noch gar keinen Kontakt zu queeren Menschen hatten, wirkt es oft beruhigend mit einer sichtbaren lsbttiq* Person zu sprechen, um eigene Berührungsängste abzubauen. 

Die Pandemie hat queeren Menschen deutlich zugesetzt. Durch Kontaktbeschränkungen und den Wegfall vieler Angebote, sind diese Menschen eine besonders benachteiligte Gruppe in der Pandemie. Zusätzlich haben sich  Vorurteile gegenüber queeren Menschen in unserer Gesellschaft verstärkt. Darum brauchen wir jetzt konkrete Maßnahmen gegen Gewalt gegen queere Menschen, Präventionsarbeit im gesamten Rhein-Neckar-Kreis und die Einrichtung von kostenlosen Beratungsangeboten für alle Bürger*innen im Rhein-Neckar-Kreis.

Wir bitten Sie, sich als Kreisrät*in für die Schaffung eines solchen Angebots im Rhein-Neckar-Kreis einzusetzen und damit ein Zeichen zu setzen gegen Diskriminierung, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und für eine Stärkung der Vielfalt in unserem Landkreis. 

Über eine Antwort zu Ihrer Entscheidung würden wir uns sehr freuen.

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